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Dürers Pelzrock?


jule_voigt

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Mein Ziel ist es, nicht nur den Pelzmantel zu nähen, sondern einen Mann komplett ausstatten zu können (ok, reicht da nicht doch der Mantel? :p).

 

D.h., ich brauche Hose, Hemd, Wams und Mantel. Wie genau die einzelnen Teile aussehen könnten, würde ich gern mit euch zusammen erörtern.

 

Zuerst die Hose:

 

d_m_hose.jpg.994598aa15e9380f9b39ce0076983f3f.jpg

 

Gedacht habe ich mir eine eng anliegende, komplett zusammengenähte Hose (also nicht nur Strümpfe + Genitalklappe), unten nur mit Riemchen um die Füße, nicht als ausgebildete Socken. Die Punkte oben stellen die Löcher für die Nestelbänder dar - ob ich das auch so löse, muss ich mal sehen.

 

Die Anleitung dazu werde ich dem "The Medieval Tailor's Assistant" von Sarah Thursfield entnehmen. Gibts als pdf auf Englisch kostenlos zum runterladen, auf Deutsch als Buch zu kaufen: "Mittelalterliches Schneidern: Historische Alltagskleidung zwischen 1200-1500 selbst gemacht".

 

Möglich wären auch Strümpfe mit einer weiteren Hose darüber, aber das mag ich nicht so - ist mir gerade zu puffig :o

 

Als Dürersche Bildreferenzen möchte ich folgende anführen:

 

Duerer_Piper_and_Drummer_1503.jpg.cd3a56d0d931ca7d11a75c270147de62.jpg

Auf diesem Bild sieht man einen Flötenspieler mit einer hinten ganz zusammengenähten Hose.

 

Duerer_Dreifaltigkeitsaltar.jpg.540bc615de9d924d7463a714605c45d4.jpg

Auf diesen beiden Bildern seht ihr Selbstporträts von Dürer aus der gleichen Zeit wie das Bild im Pelzrock. Auf beiden stellt er sich ebenfalls mit engen Strümpfen/Hosen dar.

 

P.s.: die Bilder stammen allesamt aus meinem Buch "Albrecht Dürer" von Anja-Franziska Eichler.

s2.jpg.cd77691db911822522603bca88a2a831.jpg

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Hallo ihr zwei ;)

Ich schaue interessiert zu, aktuell beitragen kann ich nichts

finde das Thema aber spannend und werde weiter zugucken

und mich ab und zu melden :)

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Eigentlich sollte ich an der Nähmaschine sitzen, aber jetzt habe ich mich doch hier etwas festgelesen...

Da ich selber viel nach Gemälden schneidere und weiß wie schwer es ist, die abgebildeten Gewänder richtig zu interpretieren, gebe ich jetzt auch meinen Senf dazu.;-)

 

Es könnte ein Fellmantel sein, die gegerbte Seite wird außen getragen...Begründung, die Kanten sind glatt und es schaut Fell hervor. Die Ärmel sind mit den weißen Stoffstreifen an das Oberteil festgenäht. Die dunklen Stellen zwischen den Streifen sind Schatten und sollen Tiefe erzeugen (Dürer war ja schließlich Maler) Um die Nähten zu verdecken wurden die Zierstreifen angebracht.

Darunter wird er eine Chemise tragen und einen kurzen Wams mit tieferem Ausschnitt. Die Hose...Bruche...mit der Schamkapsel war damals obligatorisches Beinkleid des Mannes.

 

So...jetzt ist mein Senfglas leer...;-)

 

Es wird ein spannendes Projekt und ich bin neugierig auf die Umsetzung... :-)

 

LG turmalinchen

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Eigentlich sollte ich an der Nähmaschine sitzen, aber jetzt habe ich mich doch hier etwas festgelesen...

:rolleyes: also das passiert mir nie... :D

 

Thema: Ganz-Fell-Mantel oder Stoffmantel mit Fellfutter?

Es könnte ein Fellmantel sein, die gegerbte Seite wird außen getragen...

:super: Tolle Idee! Ich kann deine Argumentation gut nachvollziehen - klingt in sich sehr stimmig. Die Idee, dass die Zierstreifen die Nähte für die weißen Streifen verdecken, find ich - unabhängig, ob nun Ganz-Fell-Mantel oder nicht - auch sehr einleuchtend.

 

Die Ganz-Fell-Mantel-Version würde das Problem mit den Fellhaaren und Streifen an den Ärmeln lösen :) Die fehlenden sichtbaren Nähte an den Säumen und auch die Struktur des Stoffes können für Fell sprechen.

 

Es gibt aber auch Dinge, die in meinen Augen dagegen sprechen, bzw. die erst widerlegt werden müssten:

 

Erstmal grundlegend zum Fell: Ich habe gestern Abend das Buch ""Dürers Pelz" durchgelesen, in dem der Autor sich (Überraschung!) mit Dürers Pelzkragen beschäftigt. In Zusammenarbeit mit einem Kürschner hat er nachgewiesen, dass es sich dabei um den Rückenpelz eines Marders handelt. Diese Pelze haben etwa eine Größe von 15x70 cm (im Gegensatz zum Kehlpelz, wo die Stücke viel kleiner sind).

 

1. Wenn die gegerbte Fellseite außen sichtbar ist und der Mantel durchgängig aus Rückenmarderfell genäht wurde, müssten die Nähte zwischen den einzelnen Pelzen sichtbar sein. Der Pelz - und dabei besonders die Art des Pelzes - hat viel über den Stand und Reichtum des Trägers ausgesagt. Daher hätte Dürer auf die Darstellung der Nähte nicht verzichtet, die darauf hingewiesen hätten, dass der Mantel eben komplett aus Rückenmarderfellen zusammengesetzt wäre.

 

Bsp.:

maximilian.jpg.59a046da5fafb9d1fb17097fe4fe6608.jpg

Auf dem Bild Dürers von Kaiser Maximilian I. erkennt man deutlich, dass der Kragen aus einzelnen, großen Fellstücken zusammengesetzt wurde - der Hinweis auf den Rückenmarder!

 

Es wäre auch möglich, dass der restliche Mantel aus einem anderen Fell gefertigt wurde - da fehlt mir das Wissen, welches Fell groß genug wäre und mit Marder kombiniert werden konnte/wurde :kratzen:

 

2. Mir sind keine Schauben bekannt, welche die gegerbte Fellseite außen zeigen. Schauben wurden ja von verschiedenen Gesellschaftsschichten getragen, und möglicherweise gibt es da auch Bsp. (z.B. von Kürschnern selbst?!) solcher Mäntel. Durch den Rückenmarderkragen stellt Dürer sich jedoch nicht als Handwerker dar, sondern im Rang eines Ratsherren o.ä. Dieser Pelz war niedereren Schichten verboten. Um die Ganz-Fell-These belegen zu können, bräuchte man also ein Bsp. (Bild oder schriftliche Quelle), das eine solche Schaube für den entsprechenden Stand nachweist. Mir ist nur bekannt, dass Pelzschauben hier meist aus dunklen (schwarzen) Stoffen gefertigt waren, die mit Fell gefüttert oder verbrämt wurden.

 

3. Das o.g. Buch beschäftigt sich (leider) auschließlich mit dem Pelz auf Dürers Bild. Wenn der Autor - bzw. der beratende Kürschner - der Meinung gewesen wäre, die ganze Schaube bestünde aus Leder/Fell und nicht aus Stoff (und das zu erkennen sollte ein Kürschner wohl in der Lage sein), hätte er dies in seine Argumentation mit einbezogen. Stattdessen spricht er auch von einer pelzgefütterten Stoffschaube.

 

...damit will ich deine Idee jetzt nicht von der Hand weisen, aber sie bedarf mMn einer tiefergehenden Untersuchung :frieden:

 

LG, Jule

 

Bildnachweis: Das abgebildete Gemälde stammt aus dem Buch "Albrecht Dürer" von Anja-Franziska Eichler.

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Thema: Unterkleidung

 

Darunter wird er eine Chemise tragen und einen kurzen Wams mit tieferem Ausschnitt. Die Hose...Bruche...mit der Schamkapsel war damals obligatorisches Beinkleid des Mannes.

Den Begriff "Bruche" kannte ich bisher nicht - danke, denn ich bin über alle neuen "Fachbegriffe" froh!

Die Bildersuche ergab, dass die Bruche eine sehr weit geschnittene Hose war, über die ggf. die Socken gezogen wurden. Gilt diese Bezeichnung auch für eine so eng geschnittene "Leggins", wie ich sie mir vorstelle?

 

Es gäbe ja auch die Möglichkeit, über der "Leggins" noch eine weite, ev. geschlitzte Hose zu tragen, wie z.B. hier:

1555969645_Lucas_Cranach_d._._042.jpg.05b40515e471d0f42dd871bda776380c.jpg

Quelle: Chranach d.Ä., 1514

Das möchte ich aber nicht (und vor allem nicht mein Freund) :cool:

 

d_m_unten.jpg.d66acc1a73f0515c40d72d9a880ec63a.jpg

Hier habe ich meine Dürer-Puppe noch mit der Chemise bestückt. Diese soll sehr weit werden. Mit einem weiten Ausschnitt - so weit, dass man ihn ohne extra Schlitz über den Kopf ziehen kann, aber nicht zu weit (entsprechend der Stelle, die bei dem Bild herausschaut).

 

Beim Halsausschnitt bin ich mir unsicher: im Bild sieht er sehr glatt aus (was auch an Übermalungen etc. liegen kann), oft war er aber gekräuselt (was ich sehr schön finde):

538778549_drer_2.jpg.4fea8e0a18de5ba80ff95a0287a7c0e9.jpg

Wie lösen?

 

Die Ärmelsäume werde ich wie auf dem Bild lösen:

Duerer_Dreifaltigkeitsaltar_detail.jpg.635b7b8db7453098c26b8d81dbdce3dd.jpg

 

Bildnachweis: Die abgebildete Gemälde stammen - wenn nicht anders angegeben - aus dem Buch "Albrecht Dürer" von Anja-Franziska Eichler.

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Na dann hast Du doch schon alle Informationen...Wollstoff für außen ...Marderfell für innen...Alles, um authentisch zu sein, mit der Hand genäht. Deine Puppe friert noch etwas an die Füße, da solltest Du an Deine "Leggins" die Fußteile noch mit anarbeiten (siehe "The Tudor Tailor" ).

Übrigens mein Biberfell sieht auch aus wie Dürers Pelz. Vielleicht solltest Du noch weitere Meinungen dazu einholen.

 

Eines sollte man nicht vergessen, es ist kein digitales Foto, es ist ein Gemälde. Alles ist Interpretationssache, Spekulation und da wird es viele unterschiedliche Meinungen dazu geben. Niemand hat das Original zu Gesicht bekommen...leider...

 

Du bist auch nicht die Einzige, die sich mit solchen Projekten befasst. ;-)

 

Ich wünsche Dir dafür viel Erfolg. :-)

 

LG turmalinchen

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Kauf dir den Tudor Tailor, das ist zwar thematisch eben England, aber Grundsätzlichkeiten kann man da ganz schön erkennen.

Z. B. kann man da lernen, daß diese von dir zitierten Hosen aus zwei Teilen bestanden: knielangen Strümpfen und ebenfalls knielangen "Hosen". Die Sache mit Bruch und Beinlingen drüber (lange feste Strümpfe) war IIRC noch ein Stück früher. Sobald die Rockschöße hochkrabbelten, wurden die Beinlinge länger, also paßte keine Bruch mehr drunter - war wohl zuviel Gewurschtel um die Hüften. Und wenn man den Po beim Bücken sah, gab's dann wieder öffentliches Ärgernis - also nähte man die dann irgendwann dort zusammen. Das ist dann wieder die Geburtsstunde der Schamkapseln.

 

Das war jetzt so kurz aus dem Kopf zusammengefaßt, Angaben ohne Gewähr. ;)

 

Salat

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