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eco.jpgTop-Labels entdecken die Grüne Mode

 

verspricht der Untertitel. Schönes Bild auf dem Titel, sehr grün, sehr stylisch. Dementsprechend meine Erwartung: nette Nachttischlektüre, viele Bilderm drei Abende vor dem Schlafengehen und danach schnell die Besprechung schreiben. :rolleyes:

 

Oh Mann, was wurde ich "enttäuscht".

 

Viel Text, wenig Bilder, eine Fülle an Informationen liefern die Autoren Kirsten Diekamp und Werner Koch in 13 Kapiteln.

 

Angefangen bei einer kurzen Geschichte der Öko-Bekleidung von der "Anti-Mode" der 1980er Jahre bis zu den modernen "LOHAS", die ihre Kleidung ökologisch und stylisch haben wollen geht es zu den sehr unterschiedlichen Aspekten, unter denen man Kleidung und Mode als "ökologisch" definieren kann. Spätestens hier wird einem klar, daß es die einfache Antwort auf die Frage, wie man modisch und ökologisch korrekt gekleidet ist nicht gibt. (Und ein wichtiger Fokus des Buches ist es, daß es um ökologische korrekte Mode geht, nicht einfach um Kleidung!) Denn natürlich ist ökologisch produzierte Baumwolle eine Möglichkeit, doch betrachtet man den CO² Fußabdruck oder die Arbeitsbedingungen bei der Herstellung kann die Bilanz ganz anders aussehen. Schon sind die Autoren beim Thema Fairtrade. Doch auch Recycling schont die Ressourcen und schon sind die oft gescholtenen Chemiefasern im Fokus. Oder einfach alten Textilien umarbeiten?

 

Alle diese Themen werden dann in weiteren Kapiteln ausgearbeitet, von Biobaumwolle über Faserkunde bis hin zum Fairtrade Gedanken,... dabei bleibt das Buch durchweg sachlich und unpolemisch, auch wenn die eine oder andere Sympathie zu erkennen ist, besonders in den beispielhaft kurz vorgestellten Firmen und Labels.

 

Im dritten Teil des Buches wird es dann ein wenig "lexikalisch": Verschiedene Zertifikate werden erläutert, Zertifizierungsstellen vorgestellt, Messen und Ausbildungsstätten mit ihren Schwerpunkten kurz dargestellt. Nur das "Kleine Grüne Lexikon" liest sich weniger wie ein Nachschlagewerk sondern eher wie "Informationen die wir noch hatten, für die wir aber keinen anderen Platz gefunden haben". :rolleyes: Dennoch wert, sie zu lesen.

 

Abgerundet wird das Buch dann noch mit einigen Empfehlungen. Die Autoren definieren ihre eigenen "Eco-Kriterien" und benennen danach "Die 444 besten Eco-Designer". Nach welchen Kriterien hier die "besten" ausgewählt werden bleibt letztlich unklar, aber interessant ist die Liste dennoch, denn neben den "üblichen Verdächtigen" wie Waschbär oder Hessnatur finden sich auch Überraschungen wie H&M als einer der fünf größten Abnehmer von Biobaumwolle, C&A (Zweitgrößter Abnehmer von Biobaumwolle) oder Adler für Fairtrade.

(Bis zu dem Punkt des Buches hatte ich allerdings ohnehin schon einge Vorurteile zum Thema "ökologische Kleidung" über Bord geworfen.)

Und eine Vielzahl mir gänzlich unbekannter Labels, die man dank der angegebenen Webadressen aber selber in Augenschein nehmen kann.

 

Ganz am Ende findet sich dann zusätzlich ein Literaturverzeichnis und ein Register, so daß man ggf. Themen selber noch vertiefen kann.

 

Stellt sich die Frage, für den dieses Buch eigentlich gedacht ist? Es ist ganz sicher kein "Guide", der dem öko-bewußten Verbraucher mal eben schnell sagt, was jetzt "richtig" und was "falsch" ist. Eher richtet es sich für meinen Eindruck an diejenigen, die mit Mode ihr Geld verdienen oder vorhaben dies zu tun (Studenten etc.), um einen Einstieg in verschiedene Perspektiven zu bekommen und Anregungen für ihre Arbeit.

Aber genauso an alle, die sich als Verbraucher für ökologische Aspekte bei ihrer Mode interessieren und mehr wissen wollen als Schlagworte. Und das egal, ob sie die Mode kaufen oder selber nähen.

 

Das Buch bekommt jedenfalls einen Platz in meinem Regal und da letzteres schon recht voll ist, bekommen diese Ehre nicht mehr viele Bücher zugesprochen. :)

 

Kritik? Ja... ich hätte da was... Bei der Aufmachung des Buches hätte es mehr Sorgfalt verdient. So wird im Klappentext aus "Cradle to Cradle" ein Craddle to Craddle" was Dinge sind, die mich als Käufer schnell abschrecken. Und für ein derart textlastiges Buch eine serifenlose Schrift zu wählen macht das Schriftbild zwar "modern" und "stylisch", aber leider gar nicht gut zu lesen. Da das Buch sehr viel Inhalt und Information bietet, wäre es schön, wenn das Gehirn sich diesem ausschließlich widmen könnte, statt sich schon beim Entziffern der Buchstaben anstrengen zu müssen. Und an einigen Stellen hat man offensichtlich vergessen, daß das ein Buch und keine Webseite ist. Eine Minibildergalerie (12mmx15mm Bildgröße) kann man in einem Buch nicht anklicken, um das Bild größer zu sehen. ;)

 

Bekommen kann man das Buch für 29,90 sehr gut investierte Euro entweder direkt beim Stiebner Verlag oder im Buchhandel.

 

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Links:

Die Site der Autoren: world of eco fashion

Der Verlag: stiebner.com

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  • nowak

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Sehr interessant, Danke! Auf den Verlag bin ich auch erst vor ganz kurzer Zeit aufmerksam geworden, die scheinen wirklich fundierte Sachen herauszubringen - vor allem weil es ja gerade über Mode so viel substanzlose, lieblos zusammengeklatschte Bücher gibt, wie du es ja auch halb erwartet hattest, fällt einem das so auf.

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