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Buchvorstellung "Komm mit raus!" von Carmen Dahlem


Gundel Gaukeley

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Buchtitel

„Technische“ DetailsTitel: Komm mit raus!Autorin: Carmen DahlemErschienen im Januar 2013 im Oz Verlag (Christophorus Verlag GmbH & Co KG)ISBN-10: 3841062032ISBN-13: 978-3841062031Maße: 23,2 x 22,8 x 1,4 cmPreis: 14,99 €

Zum InhaltDas Buch beinhaltet 24 Projekte nach eigenen Angaben für Kinder „im Alter von 0 bis 10 Jahren“ fürs draußen Spielen und auch mit dem Ziel, Geschicklichkeit und Motorik zu fördern, was aber meines Erachtens schon im „draußen Spielen“ inhärent ist. Die 24 Projekte sind sehr variantenreich und oft mit originellen Details. Es gibt keine Wiederholungen, d.h. jedes Projekt hat sein eigenes Schnittmuster und es wird nicht ein Grundschnitt in fünf Farben und/oder Größen als fünf Projekte verkauft. Der Punkt, an dem es für mich „Klick“ gemacht hat und ich mich entschieden habe, das Buch zu kaufen, war auf Seite 44, bei der einfachen Anleitung für eine in-die-Tasche-knautschbare Frisbee-Scheibe. Ich bin an sich sehr zurückhaltend damit, Bücher mit Nähideen für Kinder zu kaufen, da es vieles im Internet kostenlos gibt oder es so banal ist, dass ich kein Geld dafür ausgeben mag. Aber mit 24 Projekten, die ich in ihrer Idee alle für gelungen und, wie gesagt, häufig mit der kleinen Besonderheit, die den Unterschied ausmacht, ausgestattet sind, ist das Buch aus meiner Sicht seinen Preis mehr als wert, zumal der Schnittmusterbogen alle Schnitte, selbst die, die ein sparsamer Mensch auch als bloße vermaßte Angabe hätte aufnehmen können, in Originalgröße enthält und kein Vergrößern nötig ist. Genau genommen ist es nicht nur fürs Spielen draußen, sondern manche Projekte sind auch Praktisches für Unterwegs, z.B. ein Utensilo für die Auto-Rückbank, an dem ich die Idee mit dem abnehmbaren, hübsch umnähten 500g-Yoghurtbecher als Abfalleimer originell fand. Zunächst eher verzichtbar fand ich die Outdoorweste, aber da sie als Mehrgrößenschnitt von Größe 98 bis 140 tatsächlich die Altersgruppe, an die sich die Projekte aus dem Buch richtet, abdecken würde, ist es eigentlich eine stimmige Ergänzung. Die Projekte sind sowohl jungen- als auch mädchentauglich, auch wenn das eine oder andere mehr die Jungs oder mehr die Mädchen ansprechen wird. Manche Projekte sind auch schlicht universell verwendbar, z.B. die Kegel, die man zum „klassischen“ Kegeln, als Tipp der Autorin für Wurfspiele und nach meiner Vorstellung aber auch z.B. als Start- und Zielmarkierung fürs Sackhüpfen (Anleitungen für Hüpfsäcke sind ebenfalls drin) oder Slalommarkierungen verwendbar. Manche Dinge sind eher klassische Spiele zur eher ruhigen Beschäftigung für Kinder diverser Altersstufen (Spiellandschaft, Angelspiel, Maltafel, Spiralmäppchen mit Leiterspiel), für andere Sachen braucht man Platz, und das am besten draußen, und im Zweifel auch mehr als nur ein Kind (Kegelspiel, Pferdegeschirr, Spielzelt, Frisbee, Hüpfsack, Geländewurfspiel, Einleinerdrachen ohne Gestänge, Rutschkissen), einiges ist für kleine Expeditionsteilnehmer und Entdecker (Expeditionstasche mit Gürtel, Outdoorweste, Kescher, Sicherheitsgurt für Stofftiere (süße Idee!)) und einiges ist nicht in dem Sinne Spielzeug, aber schön und praktisch (Lenkertasche, isolierender Trinkflaschenhalter, Utensilo, Tragebeutel für Sandspielsachen, Sitzerhöhung für Stühle).

Was ich mir anders gewünscht hätteGanz ohne diese Rubrik komme ich allerdings bei aller Begeisterung auch nicht aus. 1. Die Anleitungen finde ich grundsätzlich brauchbar. Da ich kein völliger Anfänger mehr bin und auch ein gewisses räumliches Vorstellungsvermögen habe bin ich damit gut klar gekommen. Trotzdem könnten sie aus meiner Sicht nutzerfreundlicher sein. Das betrifft zum Beispiel die bei manchen Projekten in der Anleitung erwähnten „Skizzen“. Beim ersten Durchlesen war ich erst mal irritiert, da in der Anleitung im Buch selber keine Skizzen zu finden waren. Diese Skizzen befinden sich auf dem Schnitten auf dem Schnittbogen, wo sie grundsätzlich auch nicht verkehrt platziert sind. Ich finde es aber immer schön, wenn gewisse zentrale Erläuterungen und Hinweise auch in der Anleitung zu finden sind und ich nicht das komplette Material vor mir ausbreiten muss, um mir einen ersten Eindruck zu verschaffen. Skizzen, Schnittpläne oder Arbeitsschritte erläuternde Bilder oder Zeichnungen gibt es aber im Buch selber nicht.Gerade während des Nähens finde ich es auch nicht besonders praktisch, immer wieder den gesamten Schnittmusterbogen auffalten und darauf nach der richtigen Skizze suchen zu müssen. 2. Die Materialkunde und Erläuterungen drum herum hätte ausführlicher ausfallen können. Da es sich um Outdoor-Projekte handelt werden häufig Stoffe und Materialien verwendet, die meines Erachtens eine durchschnittliche Hobbynäherin eher selten unter der Nadel hat, die aber so ihre Tücken aufweisen. Diese Tücken liegen nach meiner Erfahrung bereits in der Organisation der Zutaten, da z.B. die Netzstoffe in einem durchschnittlichen Stoffgeschäft nicht erhältlich sind, allenfalls Bekleidungs-Netzstoff aus Jersey, der aber nicht geeignet ist. Bei solchen Materialien, auch dem Nylonstoff (Frisbee) oder Cordura wären ausführlichere Erläuterungen und Angaben, z.B. zu Eigenschaften, Gewicht, verschiedene Erscheinungsformen etc. hilfreich, um entweder selber Alternativen finden zu können, oder sie sogar dort angegeben zu finden. So habe ich für die Sandspielzeugtasche statt der angegebenen Gewebeplane (die verdächtig nach der Tüte eines bekannten Schweden aussieht und die ich als Meterware, noch dazu in kindgerechten Farben, nicht finden konnte) sogenanntes Rucksacknylon genommen, was ein schönes Ergebnis gebracht hat. Allerdings war die Verarbeitung anstrengend, da Rucksacknylon sehr fest ist und mir deswegen sechs (sic!) Nadeln geschrottet hat, bevor ich raus hatte, welche Nadel mit dem Material klar kommt. Auch bei der Verarbeitung wären ein paar mehr Hinweise sicher hilfreich. Ich selber hatte noch nie Wachstuch verarbeitet, wusste aber, dass es nicht unbedingt das einfachste zu nähen ist. Nylon wiederum ist ganz schön glatt. Auch einige in den Anleitungen nur umschriebene Zutaten wie „lederartige Einlage“ werden erst hinten im Glossar mit der genauen Angabe des Markennamens so erläutert, dass ich dann auch wusste, was zu kaufen war. Zu guter letzte: ich musste eine Weile suchen, bis ich die Angabe gefunden hatte, dass die Nahtzugaben in den Schnitten enthalten sind. Sie findet sich ebenfalls hinten im Glossar im Fließtext, hätte aus meiner Sicht aber auch gut vorne und entsprechend erkennbar genannt werden sollen.

rollbare Tafel Die rollbare Tafel.

Zu guter Letzt: der PraxistestIch habe als erstes die rollbare Tafel und die Sandspielzeugtasche genäht. Worüber ich dabei gestolpert bin, steht im Wesentlichen oben. Einen weiteren Schluss habe ich außerdem daraus gezogen: nach meiner Einschätzung sollte man ein bisschen Näherfahrung mitbringen, wenn man sich an die Projekte aus dem Buch wagt, denn die Anleitungen sind nicht nur in Bezug auf die oben genannten Punkte manchmal lückenhaft. Bei der Tafel stellte sich heraus, dass zumindest ich nicht in der Lage bin, den doch recht sperrigen Tafelstoff durch eine nur 5cm kleine Wendeöffnung zu wenden, ohne den Stoff zu beschädigen. Immerhin sollte er keine starken Knautscher und Knicke bekommen, um die Tafelbeschichtung nicht zu beschädigen. Ich hatte zudem mit Lamifix bebügelten Baumwollstoff benutzt, der die Wendeversuche nicht überstanden hat. An den durch die Naht perforierten Linien ist die Folie gerissen, so dass ich stattdessen einen schlichten Markisenstoff, den ich gerade noch da hatte, genommen habe, und die Tafel auch nicht verstürzt, sondern mit Schrägband eingefasst habe. Die Version wird in der Anleitung nicht angeboten, ist aber auf dem Projektbild im Buch zu sehen.

Praxiseinsatz Die rollbare Tafel im Praxiseinsatz.

Dem Kind gefällt sie trotzdem. :)

Sandspieltasche Die Sandspieltasche.

Auch die Sandspielzeugtasche finde ich im Ergebnis gelungen. Dafür, dass ich die Trägerschlaufen an den langen anstatt den kurzen Seiten angenäht habe kann das Buch wirklich nichts! Allerdings habe ich auch hier eine Sache anders gemacht als im Buch angegeben: ich habe so ziemlich alle offenen Nähte und Kanten mit Schrägband eingefasst, insbesondere auch die Bodennaht, die ja besonders belastet wird. Aus meiner Sicht ist es nicht nur optisch schöner, sondern die Nähte auf die Weise besser geschützt.
FazitEin schönes Buch mit praktischen, originellen Ideen, das für Näherinnen mit ein bisschen Erfahrung viel Spaß bringt.

Bearbeitet von nowak
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Die rollbare Tafelfolie ist toll! Geht man mit Kind ins Restaurant und muss aufs Essen warten, hat man eine praktische kleine Beschäftigungsmaßnahme an der Hand.

 

 

 

Das Buch könnte ich mir auch gut in der Bibliothek vorstellen, als Ideengeber für lesende Eltern.

 

Danke für die Vorstellung! :)

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Danke für die wirklich sehr schöne und ausführliche Buchvorstellung! Ich mag es sehr, wenn Kritikpunkte offen angesprochen werden, weil man so ein realistisches Gesamtbild bekommt.

Trotz der kleinen Einschränkungen finde ich das Buch sehr verlockend und überlege ernsthaft, ob ich das nicht gut gebrauchen könnte. Zu beglückende Kinder hätte ich im Moment genug;)!

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Es freut mich, wenn die Buchvorstellung gefällt! :)

 

Wie ich schon oben sage: ich finde das Buch insgesamt auf jeden Fall empfehlenswert, wenn man Kinder in der angesprochenen Altersgruppe benähen kann. Es ist nur aus meiner Sicht nicht uneingeschränkt anfängergeeignet, weil man doch in einigen Situationen wissen sollte, was gemeint ist oder wie man sich aus einer Näh-Sackgasse wieder herausmanövriert.

 

Die Sandspielzeugtasche ist inzwischen ein Lieblingsteil geworden, das mein Kind nur noch selber tragen will. Man fragt sich dann, wo die Tasche mit dem Kind hin will ... ;) Deswegen habe ich den Gurt an einer Seite wieder vom Karabinerhaken gelöst und dort eine einfache Schnalle angebracht, so dass man die Länge verstellen kann. So schleift die Tasche nicht ganz so am Boden, wenn das Kind Richtung Sandkasten unterwegs ist (meine Tochter ist erst 1 1/2).

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  • 1 Monat später...
  • 2 Jahre später...

Da gerade das Thema "Pferde" im Kindergarten auf Wunsch der Kinder behandelt wird, habe ich mal wieder zu diesem Buch gegriffen und aus vorhandenen Beständen für meine Große ein Pferdegeschirr genäht. Materalaufwand: UWYH, Zeitaufwand: mit einer Einjährigen dabei keine Stunde.

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Vor allem schön, dass ich mal wieder ein Projekt fertig bekommen habe, und das sogar in nur einer "Sitzung". :p

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