geeigneter blazer für rollstuhlfahrerin

hallo ladies!

ich bin rollstuhlfahrerin und habe aufgrund meiner geburtsbehinderung einen etwas kürzeren oberkörper. mir passt kein handelsüblicher blazer, weil ich, so wie die ärmel jeweils eingesetzt sind, einfach nicht genug bewegungsfreiheit habe (probe: ellenbogen rausstellen und ganz nach vorne und hinten bewegen). ausserdem sind sie meist zu lang (gewurst um den bauch rum) oder zu kurz (sprich: rückenfrei nicht sehr adrett).

ich bin recht geübt im nähen und hab jetzt gedacht, also mach ich mir doch so'n ding selber! aber ich finde kein schnittmuster für ein blazer-ähnliches teil, wo die ärmel lockerer eingesetzt sind, so im raglan-stil hab ich mir vorgestellt. oder irgendwie anders, eifach ohne dass es gleich kaftan-mässig wirkt (wirke schon so fett genug habe in der regel grösse 42).

hätte jemand 'n tipp für ein schnittmuster oder ein geeignetes modell? sollte eher was schickeres sein...

danke euch!

herzliche grüsse

bounty

mir würde da ein kimonoschnitt einfallen, die ärmel sind weit und du kannst dich gut bewegen. vielleicht wäre das was?

es gibt doch auch hersteller für rollstuhlgerechte kleidung, das habe ich mal in einem film gesehen. vielleicht könnte man da mal "spicken", was die so herstellen?

charlotte

guten morgen,

mir würde da spontan ein blouson-schnitt als grundlage einfallen, eben etwas weiter geschnitten, evtl. mit raglanärmeln.

an der länge liesse sich dann ja basteln und mit den stoffen und den details ebenfalls.

Hallo Bounty,

hast Du irgend ein Oberteil, das Deinen Wünschen in etwa entspricht (also richtige Länge, richtige Ärmelweite etc.)? Wenn ja, könntest Du versuchen, den Schnitt von diesem Teil abzunehmen und dann an diesen Schnitt den Kragen von einem Blazerschnitt "dranzubasteln". Ob ein Teil eher chic oder eher alltagsmäßig aussieht, liegt viel am verwendeten Stoff, finde ich.

Wenn Du kein entsprechendes Oberteil hast oder Dir diese Möglichkeit nicht zusagt, fällt mir spontan das Buch Fit for real people ein. Es ist zwar leider auf englisch, aber darin wird ausführlich und mit ganz vielen Fotos erklärt, wie man Schnitte an ganz normale Leute anpaßt, die nicht so ganz der Norm des Schnittmusterherstellers entsprechen. Von dem Buch bin ich sehr angetan. Noch bin ich nicht dazu gekommen, es auszuprobieren, bin aber optimistisch, dass es klappt.

Bei der Gelegenheit fällt mir ein: Charlotte, Du wolltest Dir doch von einer Schneiderin ein Schnittmuster nach Maß machen lassen. Was ist denn daraus geworden?

Viele Grüße

Heike

P.s.: Hier bei amazon.com kannst Du einen Blick in das Buch werfen.

Gerade hab ich mal mit dem Stichwort "rollstuhlgerechte Kleidung" gegoogled, das hat mich allerdings nicht weitergebracht. Wenn es da Anbieter gibt, verstecken sie sich gut.

Viele Grüße

Heike

Hallo, Bounty,

ich glaube, mit einem "normalen" Schnitt kommst du nicht sehr weit, weil einige Besonderheiten und Anpassungen sinnvoll sind. Für eine Bekannte, die im Rollstuhl sitzt, nähe ich ab und zu spezielle Sachen (jetzt keinen Blazer...) und kann die Anforderungen an den Schnitt, wie sie bei http://www.rolli-moden.de/schnitte/ aufgeführt sind, nur bestätigen:

Der Einsatz des Ärmels im Armloch ist stärker

nach vorne gekippt als beim herkömmlichen

Sakko. Die etwas nach vorne gelegte Schulter-

naht entspricht der Körperhaltung.

Die Abnäher in der hinteren Schulterpartie

sorgen für einen guten Sitz.

Vordere und hintere Länge sind der Sitzhal-

tung angepaßt, d.h. vorne kürzer, hinten länger.

Die Längsnaht in der Mitte des Rückenteils

ermöglicht eine nachträgliche Weitenregulier-

ung durch Veränderung der Rückenbreite.

Das Revers ist kurz gehalten, um dem lästigen

Abstehen des Ausschnittes vorzubeugen.

Aber das wichtigste wird wohl vor allem die Bewegungsfreiheit im Schulterbereich sein... da würde ich vor allem eine flache Ärmelform wählen. Das Gewurschtel um den Bauch herum entsteht wohl vor allem dadurch, daß normale Sachen vorne zu lang sind.

Du wirst wohl um das Basteln eines eigenen Schnittes (auf Grundlage anderer Schnittmuster) oder zumindest das Anpassen nicht herum kommen

Hallo,

ich hab mal meine gesammelten Werke durchforstet, vielleicht geht das ja?

ich weiss, gaaaaanz viel Platz nehm ich hier ein, ging aber nicht anders.

Die Schnitte dazu hab ich, allerdings zum Rauskopieren.

viele Grüße

Stoffhimmel

Ich hab auch noch mal ein bischen gegoogelt... auf www.isabell-herzogenrath.de, sieht man, daß sich die Bewegungsfreiheit auch durch eine "Bewegungsfalte" herstellen läßt:

Wäre vielleicht auch eine Idee, wenn die klassische Blazeroptik weitestgehend erhalten bleiben soll. Und der Ärmel ist da auch allgemein sehr weit geschnitten und zweiteilig...

ihr seid toll! vielen dank!

nadelkamikaze: ich habe isabell herzogenrath mal angemailt, ob sie mir ein schnittmuster von ihren speziellen sackos verkaufen würde. das mit den speziellen ärmeln scheint wirklich trick 77 zu sein! mal schauen was rauskommt!

stoffhimmel: das modell burda e737 wär genau so was, wie ich mir vorstelle! aber "mode für zierliche"? öhhh... zierlich würde ich mich nicht gerade nennen geht das auch bis grösse 42/44?

hach, mich hat das nähfieber nach langer abstinenz wieder richtig gepackt! und dank eurer unterstützung kann das ja nur gut kommen!

thanks a lot!

liebe grüsse

bounty

was vielleicht auch noch zu beachten wäre, ist, dass das rückenteil kurz genug sein muss, damit es nicht aufliegt, sonst schiebt sich die schulterpartie nach oben, was doch sehr unvorteilhaft ausschaut (meinte mal meine nähkursleiterin zum thema sitzen mit sakkos)

Hallo,

vielleicht gefällt dir auch die Kastenjacke von Onion. Ich nähe gerne nach diesen dänischen Schnittmustern. Die Jacke ist je nach Stoffauswahl elegant bis lässig. Auf jeden Fall ist sie im Schulterbereich nicht zu eng und auch nicht zu lang. Man kann die Schnitte auch leicht verändern, weil sie nicht so kompliziert sind. Die Schnitte kannst du unter http://www.nathalies-naehkiste.de bestellen.

Gruß

Evelyn

Hallo Bounty,

"Mode für Zierliche" ist einfach nur der nett gemeinte Ausdruck für "Mode für zu kurz Geratene" - also bis 44 geht das auf jeden Fall, die Größen heißen nur anders. Bei den Schnitten sind einfach nur die Längenmaße proportional gekürzt. Das kann ganz hilfreich sein. Da aber jeder Mensch andere Längenproportionen hat, muß man auch da oft noch ändern. Es ist halt ein Unterschied, ob man kurze Beine und einen langen Oberkörper hat oder umgekehrt.

Ulrike

Im Balettbereich wird die Bewegungsfreiheit in der Achsel dadurch sichergestellt, dass bei Sackos unter der Achsel die Naht ein Stück offenbleibt. Das wäre eine Möglichkeit, wenn man das ganze mit einem farblich passenden Futter hinterlegt. Oder Du setzt einen farblich passenden Zwickel ein. Das hätte den Vorteil, dass nicht der ganze Ärmel weiter geschnitten werden muss, wie das bei einer Bewegungsfalte der Fall wäre.

Habe mir kürzlich eine klassische Jacke genäht, die Ärmel allerdings aus farblich passendem Strick zugeschnitten. Das ist sehr bequem und sieht trotzdem chick aus. Da ich oft Rad fahre und die Arme dabei nach vorne gestreckt sind, fand ich die klassischen Oberteile auch zu unbequem, aber eine reine Strickjacke sollte es auch nicht werden. Da fand ich diese Lösung praktisch. Vielleicht hilft es Dir weiter.

Gruß

castanade